Jeden Tag 30 Coming-outs: Queere Ältere brauchen sichere Orte für Wohnen und Pflege

Paritätischer Herne und ID55 diskutieren im Mondpalast mit Experten über Wünsche der LSBTIQ+-Community an Wohnen und Pflege im Alter

Die Angst Homosexueller vor Diskriminierung bleibt im Alter dieselbe wie in jungen Jahren – nur mit dem Unterschied, dass man als pflegebedürftiger Senior ein Heim nicht mehr verlassen kann. Andreas Kringe, Koordinator „Schwule ALTERnativen“ bei Rubicon in Köln, brachte die Sorgen und Wünsche älterer queerer Menschen auf den Punkt. Bei der Veranstaltung „Queer im Alter“ im Mondpalast von Wanne-Eickel diskutierten Experten auf Einladung des Paritätischen Herne und des Vereins ID55 anders alt werden über die besonderen Herausforderungen an Wohnen und Pflege in einer alternden LSBTIQ+-Community.

„Gerade ältere LSBTIQ+-Personen haben die Zeit der Strafverfolgung und der massiven gesellschaftlichen Ächtung als prägend erlebt“, zitierte ID55-Gründerin Susanne Schübel, Vorsitzende des Paritätischen Herne, aus dem neuen Altersbericht der Bundesregierung. Diese Erfahrungen wirkten im Alter nach. Sie führen zu Misstrauen gegenüber traditionellen Pflegestrukturen.

Der Schauspieler und Autor Georg Roth, Moderator der Veranstaltung, erläuterte die Lebenslagen queerer Älterer: „Ihr Leben ist jeden Tag 30 Coming-outs.“ Viele hätten keine Herkunftsfamilie mehr und seien auf Wahlfamilien angewiesen. Gleichzeitig seien sie häufiger von Depressionen und Einsamkeit betroffen als andere Bevölkerungsgruppen. Mike Schütz von der Aidshilfe Essen berichtete aus der Praxis: Selbst 2025 erlebten HIV-positive Menschen noch Diskriminierung in Pflegeeinrichtungen. „Acht Anläufe brauchten wir, um für einen Pflegebedürftigen einen Platz in einer Wohngruppe zu finden“, erzählte er.

Als Gegenentwurf stellte Manuela Balkenhol das Wohn- und Begegnungszentrum Zehnthof in Dortmund vor. Die Einrichtung ist als eine von nur 34 in NRW zertifiziert für LSBTIQ+-Personen. Beim Pflegepersonal komme es auf die Haltung an, so die Einrichtungsleiterin: „Wir fragen nicht mehr: Haben Sie einen Ehemann oder eine Ehefrau? Wir fragen: Leben Sie in einer Partnerschaft?“, erklärte die Einrichtungsleiterin. Themenbotschafter Christian Stratmann unterstrich die Notwendigkeit der Informationsveranstaltung: „Vor Jahren hat die Community nur noch gefeiert in dem Glauben, jetzt kann alles nur noch besser werden. Das Gegenteil ist der Fall: Die Diskriminierung der LGBTIQ+-Menschen wird immer offener gelebt und gezeigt. Deshalb ist dieses Thema so wichtig wie noch nie.“

Die Veranstaltung des Paritätischen Herne und ID55 machte deutlich: Queere Ältere brauchen sichtbare Unterstützung und sichere Orte. Ein niedrigschwelliges Netzwerk für diversitätssensible Altenhilfe in Herne, angestoßen von der Initiative „Partner für Demokratie“, könnte schon bald der nächste Schritt sein.

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Queere Menschen brauchen im Alter Teilhabe, sichtbare Unterstützung und sichere Orte: Dazu diskutierten im Mondpalast (von links) Manuela Balkenhol (Zehnthof, Dortmund), Moderator Georg Roth (Köln), Mike Schütz (Aidshilfe Essen), Susanne Schübel (Der Paritätische, ID55), Andreas Kringe (Rubicon Köln) und Themenbotschafter Christian Stratmann. Foto: Dietrich Dettmann

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